Ich habe in den letzten Monaten festgestellt, dass ich mich schwer damit tue, meine Homepage um meine neue Spezifikation zu ergänzen: Ich habe mich zur Wechseljahreberaterin ausbilden lassen.
Klingt das nicht altbacken?
Ist es das angestaubte Image von Wechseljahren, dass mich so zögern ließ? Das Gefühl, dass es etwas ist, dass mit dem Verlust von Weiblichkeit und Lebensfreude einhergeht? Etwas, wo hinter vorgehaltener Hand oder eher im alternativen Bereich drüber gesprochen wird, mit Räucherstäbchen und meditativer Musik im Hintergrund?
Hm… das wäre dann definitiv nicht meins. Ich bin offen! Ich bin gradlinig! Ich spreche die Dinge an! Und ich feiere die Stärke jeder Frau, die die hormonellen Herausforderungen des weiblichen Körpers ein Leben lang meistert. Trotzdem habe ich Sorge, dass diese Weiterbildung vielleicht jüngere Frauen abhält, mich als geeigneten Coach auszuwählen. Vielleicht werde ich in eine verstaubte Schublade gesteckt. Und was ist mit den Männern? Schreckt sie diese Weiterbildung ab? (Wobei auch Männer in die Wechseljahre kommen…)
Warum habe ich die Ausbildung gemacht? Ich habe festgestellt, dass mich viele Klientinnen in der Lebensmitte aufsuchen mit Fragen nach dem Sinn ihres Lebens, mit der Frage „Was will ich eigentlich? Was sind meine Bedürfnisse? Wie finde ich meinen Lebensmittelpunkt wieder, jetzt, wo die Kinder aus dem Haus sind? Soll das schon alles gewesen sein?“ Oftmals fallen diese Themen mit den Wechseljahren zusammen. Hormonell erfolgt ein Wechsel dahingehend, dass der weibliche Körper nicht mehr für eine Schwangerschaft bereitsteht. Diese Phase ist abgeschlossen. Was auf der einen Seite schmerzlich sein kann, birgt auf der anderen Seite aber wieder neue Perspektiven für die eigenen Bedürfnisse und auch für neue Herausforderungen. Und hierbei möchte ich unterstützen!
Mir geht spontan eine Frühstücksrunde bei einer Freundin durch den Kopf. Eine Frau in den Wechseljahren erzählte, dass sie tagsüber immer wieder völlig erschöpft sei und sich gelegentlich dann einfach kurz aufs Sofa legen würde. Sobald sie aber hören würde, dass jemand aus der Familie ins Wohnzimmer kommt, springt sie auf, damit sie nicht beim Nichtstun „erwischt“ wird.
Mich hat diese Aussage berührt und traurig gemacht. Ich finde es so wichtig, dass sich die Einstellung zu den Wechseljahren ändert. Ja, man hat mit Müdigkeit und Hitzewellen zu kämpfen! Ja, man ist oft nicht mehr so belastbar, wie vorher! Ja, man wird vergesslicher! Ja, man nimmt zu, ohne es zu wollen! Ja, man ist gefühlsmäßig schwankend unterwegs! Und… (was ich übrigens früher nie mit den Wechseljahren in Verbindung gebracht habe)… ja… auch körperlich können einem plötzlich Gelenkschmerzen, Frozen Shoulder oder beginnende Athrose Probleme bereiten.
Aber die Wechseljahresbeschwerden sind nur die eine Seite! Es gibt auch positive Aspekte:
JA! Ich darf es feiern, dass ich die jahrelangen hormonellen Herausforderungen hinter mir lassen darf.
JA! Es ist ein Umbruch in meinem Leben, an dem ich mich noch einmal ganz neu Hinterfragen darf.
JA! Es ist die Zeit, wo ich auch mal müde sein und Kraft tanken darf!
JA! Ich darf erwarten, dass andere in dieser Phase meines Lebens besonders Rücksicht auf mich nehmen!
JA! Ich darf mich und meine Bedürfnisse – gerade in dieser herausfordernden Zeit des Wechsels – in den Mittelpunkt stellen!
JA! Ich darf JA zu mir sagen – mit allen Facetten, die ich habe!
Und wenn man in den Wechseljahren ein paar Kilo zunimmt (weil sich einfach der Grundumsatz in dieser Zeit verringert), dann kann ich auch dazu JA sagen!
Herausfinden, was einem guttut! Eigene Bedürfnisse erspüren! Alte Leidenschaften und Hobbies neu entdecken! Sich erlauben, auch mal eine Auszeit zu brauchen! Dafür möchte ich da sein und individuell im Coaching begleiten.
Ich bin und bleibe authentisch… und dazu gehört auch diese Weiterbildung!
JA! Ich bin AUCH Wechseljahreberaterin! Und das ist gut so!